Ingrid Krau
KOHLE, ÖL UND KRIEG - eine Biographie
Transit Verlag Berlin 2015

Öl braucht Krieg und Krieg braucht Öl, ersatzweise Öl aus heimischer Kohle - das ist die harte Logik der deutschen Expansion im 2. Weltkrieg. Für den jungen Bergingenieur aus der Provinz, Vater der Autorin, bietet der Expansionskurs der DEA (Deutsche Erdöl AG) Arbeit und Aufstieg.

Eine Kindheit in Niederschlesien, Gymnasium in den 20er Jahren, Bergbaustudium in Clausthal (Harz), ab 1931 Anstellung bei der DEA als Bergingenieur, Tätigkeiten in Thüringen (Borna, Meuselwitz), ab 1937 in der Berliner Firmenzentrale, ab 1942 Technischer Direktor im Elsass (Pechelbronn), Juni 1945 Rückversetzung nach Meuselwitz, 1946 Flucht in den Westen, Neustart im Ruhrgebiet, Entlassung 1960 – das sind die Stationen eines auf den ersten Blick unspektakulären Lebens.

Eine völlig andere, brisante Dimension bekommt es durch die wachsende Bedeutung des DEA-Konzerns in den dreißiger und vierziger Jahren. Als Treibstofflieferant für den Militärapparat war er im 2. Weltkrieg eingebunden in eines der wichtigsten Kriegsziele, die Eroberung der Ölquellen in Osteuropa und um Baku. 1943 stieg er zum größten Erdölproduzenten im Deutschen Reich auf. Wie alle Industrieunternehmen beschäftigten die DEA-Betriebe von 1941 an Zwangsarbeiter in großer Zahl.

Die Einbindung des konservativen Ingenieurs in diese rasante Entwicklung und seine Abgrenzungsversuche gegen Eingriffe der nationalsozialistischen Politik in die Arbeits- und Sicherheitsbedingungen im Bergbau (die er aber nicht verhindern kann), zeigen sich als persönliches Dilemma, das ihn bis in die Nachkriegszeit verfolgt.

Kommentare

Sehr behutsam nähert sich die Autorin diesem Leben und dieser Zeit, ergänzt die Erzählung mit Briefen, Dokumenten, eigenen Erinnerungen und genau recherchierten Fakten, die deswegen so verblüffend und erschreckend wirken, weil sie mit dieser »privaten« Biographie engstens und ganz selbstverständlich verflochten sind. : TRANSIT

Das Buch hat mich sehr bewegt. Es ist ein Dokument der engen Verflechtungen von kollektiven und individuellen Lebenswegen und eine Darstellung der Brüchigkeit gesellschaftlicher Zusammenhänge – und immer wieder die bange Frage im Hintergrund: Wie hättest du selber agiert oder reagiert? Bemerkenswert ist die Tatsache, dass der Vater der Autorin kein Pg war und doch 1948 seine eigene Entlassung besiegeln musste und den alten Seilschaften damit unterlag – wie fest mussten sie wieder im Sattel sitzen! A.R.

Michael Bauchmüller Süddeutsche Zeitung:
„... habe Ihr Buch gelesen und das mit dem allergrößten Vergnügen und Interesse. Ein schönes Buch.“